Die nur beinahe unsichtbare Gefahr " Blei "

Derzeit viel diskutiert und absolut umstritten ist das herannahende Bleiverbot für Geschosse bei sportlichem und jagdlichem Gebrauch.  Doch hinter den Kulissen lauert bereits jetzt (und eigentlich schon lange) ein hohes Gesundheitsrisiko.

Blei ist derzeit und wird sicher noch eine Weile ein etablierter Bestandteil von Geschossen für Feuer- und Druckluftwaffen sein. Nach dem Zieldurchgang, also nach dem bestimmungsgemäßen Gebrauch des Geschosses wird beim Auftreffen im Geschossfangsystem das enthaltene Blei infolge des notwendigen Energieabbaus häufig in winzige Partikel zerlegt. Und dies nahezu bei allen gängigen Geschossfangsystemen*. Weniger beim Schießen** selbst, mithin jedoch spätestens bei der Reinigung der Geschossfangsysteme sind Sportler, Trainer, Vereinsmitglieder oder Mitarbeitende der Schießstätten einer erhöhten Bleiexposition ausgesetzt. Darüber hinaus kann auch der Auf- und Abbau von Stahlzielen eine potenzielle Quelle für Bleiexpositionen darstellen.

Blei und seine Verbindungen werden inhalativ und gastrointestinal gut resorbiert. Über die Lungen wird Blei mit Resorptionsraten im Bereich von 40 bis 60% aufgenommen. Etwa 6% der mit der Haut in Kontakt stehenden Menge wird dermal resorbiert. Nach der Aufnahme wird Blei über das Blut im Körper verteilt. Nach der Verteilung über das Blut wird das Blei in verschiedenen Organen und Geweben in unterschiedlichem Ausmaß gespeichert. Die Hauptausscheidung der Bleiverbindungen erfolgt zeitversetzt über die Harnwege diese umfasst circa 75 bis 80% der Gesamtausscheidung. Andere Ausscheidungswege wie zum Beispiel über Haare, Nägel und Schweiß tragen zusammen weniger als 8% zur Gesamtausscheidung bei. Ein Teil des Bleis würde in der Stillphase zudem über die Muttermilch abgegeben werden. Generell erfolgt die Elimination nach bisherigem Kenntnisstand sehr langsam (vgl. ASU-Ausgabe 07-2021)

Entsprechend der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse legt der Ausschuss für Gefahrstoffe den Grenzwert für Blei auf 150 Mikrogramm pro Liter (µg/l) Vollblut fest! Bei schwangeren Frauen wurden bei Bleiexpositionen auch unterhalb von 150 µg/l noch Defizite in der geistigen Entwicklung der Kinder gesehen. Blei wurde daher als einziger Arbeitsstoff in die Schwangerschaftsgruppe A eingruppiert. Die Schwangerschaftsgruppe A besagt, dass auch bei Einhalten des Grenzwerts adverse Effekte auf das ungeborene Kind zu erwarten sind.

Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass alle an der Reinigung beteiligten Personen angemessen geschützt werden. Derzeit ist weiterhin die Bestimmung von Blei im Blut / das sogenannte Biomonitoring als Arbeitsmedizinische Vorsorge klar zu empfehlen.

In Anbetracht dieser potenziellen Gesundheitsrisiken ist die Bereitstellung geeigneter persönlicher Schutzausrüstung und Unterweisung der Beteiligten sowie mögliche Substitutions- / Präventionsmaßnahmen im Umgang mit Blei unerlässlich.

Durch den bewussten Umgang bzw. die Aufklärung über die Risiken bei Bleiexposition können wir dazu beitragen, die Gefahren zu minimieren und eine gesunde Umgebung für alle Beteiligten des Schießsports zu gewährleisten.

Für Fragen zum Thema steht euch ein Schießstandsachverständiger der Shooting Range Expert´s gern zur Verfügung.

 

*) stark abhängig vom Reinigungs- bzw. Wartungszustand

**) stark abhängig von der Entfernung zwischen Schützen und Geschossfang sowie Bauart des Geschossfangs

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